Samstag, 31. Oktober 2015

BLACKFOREST.X - Mit dem Mountainbike in 3 Tagen über den Westweg von Pforzheim nach Basel // Tag 1

Samstag 26. September 2015, 6:00 Uhr. Der Wecker klingelt, der lang herbeigesehnte Tag ist gekommen, ich stehe schnell auf und schlüpfe in die bereitgelegten und sorgfältig ausgewählten Radklamotten, die mich die nächsten drei Tage bei einem spannenden Mountainbike-Abenteuer begleiten sollen.

Das ist der Track: Westweg Pforzheim-Basel, 285 km und ca. 8.400 positive Höhenmeter... geht das in 3 Tagen?? das ist die Frage und Challenge zugleich.


Noch schnell die letzten Sachen gerichtet, Flasche gefüllt und versucht dem Körper um diese noch frühe Stunde ein Frühstück schmackhaft zu machen - da ist es auch schon kurz vor 7:00 Uhr. Zwei Espresso rinnen über den Zweitassenauslauf aus meiner Silvia in die Tassen, um uns kurz vor dem Start noch mit einem letzten gescheiten Espresso den Start zu versüßen.

Dann geht`s los. Tobias ist pünktlich da und wir rollen sogleich zum Ausgangspunkt unserer Tour am Kupferhammer. Das große goldend Westweg-Portal: 285 km mit unzähligen Höhenmetern führt der Weg mit der roten Raute von Pforzheim nach Basel.



Die Vorzeichen sind leider nicht allzu gut, hat sich doch bei ihm in den letzten Tagen eine Erkältung breit gemacht, die über Nacht eher noch an Intensität zugenommen hat. Mal sehen, wie es läuft - jetzt geht`s erstmal los, wir sind fest entschlossen und starten sogleich über Dillweißenstein und den Sonnenhof zum Wasserleitungsweg und rollen wenig später schon ins Enztal hinunter, wo wir auf der anderen Seite die Höhenvariante des Westweges über Birkenfeld hinauf nach Neuenbürg und später Schwann nehmen.

Nach der Schwanner Warte wird es dann erstmals etwas steiler und der Weg zieht sich etwas nach Dobel hinauf. Dennoch sind wir nach knapp 2:30 Stunden in Dobel, gute 25 km stehen auf dem Tacho. Bei einer Bäckerei verpflegen wir uns erstmal mit frischen Backwaren. Dann geht`s weiter über das nächste Westweg-Portal im Kurpark in Richtung Forbach.




Außerhalb des Ortes zieht der Weg jetzt mehrfach kräftig an und erste längere Bergaufpassagen geben uns einen Eindruck der kommenden Tage. Leider verbessert sich die gesundheitliche Situation von Tobias nicht wirklich und auch eingeworfene Medikamente können nur darüber hinwegtäuschen, dass er sich eine ausgewachsene Erkältung eingefangen hat und jetzt bei jedem Anstieg damit kämpft, dass der Körper die Leistung nicht wie gewohnt bereitstellen will. Erstes Zweifeln kommt auf... macht das so Sinn, das ist erst der Anfang des Weges und wir müssen noch gut 3x so weit fahren, die dicken Höhenmeter kommen ohnehin erst noch nach Durchquerung des Murgtals bei Forbach.






Angekommen auf dem Kaltenbronn setzen wir uns dann in eine Schutzhütte und beratschlagen lange. Tobias ermuntert mich, alleine loszuziehen - die Entscheidung fällt schwer, klar: die Vorfreude und auch die Fokussierung auf diese Tour waren groß, aber eigentlich wollten wir zu zwei in Basel ankommen! Klappt jetzt nicht, also gut: ich ziehe alleine weiter! Also schnell weiter, nicht zu lang überlegen, ob das jetzt die richtige Entscheidung war?!?








Runter nach Forbach, hammergeniale Trails sorgen für Zerstreuung im Kopf, kurz darauf rolle ich auch schon durch die historische Holzbrücke über die Murg. Rauf geht's, hinauf zur Schwarzenbachtalsperre - ich suche mir einen Weg, der mich in serpentinenartiger Wegführung an den gewaltigen Fallrohren des Wasserkraftwerkes hinauf zur Schwarzenbachtalsperre bringt. Der Weg ist stellenweise gewaltig steil, das kleine Kettenblatt bekommt seinen ersten Einsatz 😀

An der Schwarzenbachtalsperre treffe ich wieder auf den Westweg und folge diesem weiter hinauf in Richtung Badener Höhe, zuvor muss noch eine Energiezufuhr her, dann geht's weiter.






Der Weg wird zunehmend unfahrbar, daher schenke ich mir die letzten Meter zur Badener Höhe und treffe wenig später bei Sand auf die B500, die Höhe ist erstmal geschafft! erstmal...






Weiter geht es auf dem Westweg Richtung Unterstmatt, es läuft gut und ich treffe schon wenig später auf den Ochsenstall und raste dort ausgiebig bei einer Kartoffelsuppe mit Rindswurst, lecker!!








Nach der Rast fahre ich weiter, nur leider in die falsche Richtung... Nach schätzungsweise zwei Kilometern merke ich dann auch, dass mich der Weg in die falsche Richtung führt, also wieder zurück, kurz darauf stehe ich wieder vor dem Ochsenstall. Ein Local-Radfahrer gibt mir den entscheidenden Tipp für den weiteren Weg: immer rechts halten und bei einem kleinen unscheinbaren Weg - er spricht von einem Trail- dann rechts halten zum Seibelseckle. Den Trail finde ich tatsächlich, ist ein unproblematisches Wegchen und kurz darauf spuckt mich der Weg am Seibelseckle aus. Nächstes Zwischenziel geschafft. Ob ich es wohl noch bis zum Schliffkopf schaffe? Weiter geht's...





Die Landschaft auf dem Schwarzwaldkamm hier oben ist grandios und Kilometer um 
Kilometer klettert der Tageszähler nach oben, bald ist der Lotharpfad passiert. Tolle Tiefblicke ergeben sich immer wieder über die Rheinebene, der Wind frischt gegen Abend etwas auf und ich beschließe, es heute dabei zu belassen die Etappe mit langen Ärmeln und Beinlingen zu Ende zu fahren.


Orkan Lothar lässt grüßen, Wahnsinn wie lange das nun schon wieder her ist. 1999 an meinem Geburtstag, mir denkt`s noch wie heute wie selbst in der Stadt reihenweise die Bäume umgeknickt sind.






Gegen 19:00 Uhr erreiche ich schließlich die Alexanderschanze - was ist eigentlich die Alexanderschanze? das frage ich mich in diesem Moment auch - ist doch hier oben auf 970,6 m Höhe nichts weiter als ein ziemlich verlassenes Hotel, das offensichtlich seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat, ziemlich lange...

Die Alexanderschanze ist eine Passhöhe und der Weg hier oben wurde vermutlich schon von den Römern als Fernweg angelegt und genutzt. Den Namen hat die Alexanderschanze seit Mitte des 17. Jahrhunderts von Herzog Karl Alexander von Württemberg, der hier oben schon vorhandene Festungsanlagen (=Schanzen) modernisieren und als strategischen Punkt verstärken ließ.

Die nächste Etappe geht bis Hark, als Übernachtungsgelegenheit dient der Harkhof, sollen nur 16,9 km sein - mir gingen den ganzen Mittag schon Gedanken im Kopf herum, ob ich es noch bis dahin schaffen könnte...? 

Das Höhenprofil sah eigentlich ganz moderat aus, fast so als ob man bis Hark locker hinunter rollen könnte. Für den Moment wird es mir auf der exponierten Hochfläche aber doch zu kalt, daher verwerfe ich augenblicklich sämtliche aufkeimenden Weiterfahrts-pläne und kontaktiere telefonisch die erste Unterkunft. Leider alles voll, restlos ausgebucht. Nächste Telefonnummer... am Ende brauche ich fünf Anläufe bis ich im Hotel Schwarzwaldblick in Kniebis eine Bleibe für die Nacht finde. Also schnell nach Kniebis ab zum Abendessen... Nach dem problemlosen Checkin steht eine schnelle Dusche auf dem Programm, bevor ich mir das zuvor bestellte panierte Schnitzel zum Abendessen genehmige.




Nach dem Essen gibt's noch zur Belohnung ein Vanille-Eis mit Schokoladensauce, Kalorien rein in den Tank 😁, dann ab ins Bett. Day 1 terminated.

































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