Mittwoch, 10. September 2014

Grand Trail du Haut Koenigsbourg

7. September 2014, es war mal wieder die Zeit gekommen für einen langen Traillauf!

Kurz vor 7:00 Uhr stand ich pünktlich an der Startlinie in der Ortsmitte von Kintzheim beim "Office du tourisme". Dann ging es los - zunächst führte die Strecke hinaus aus dem Ort und durch die angrenzenden Weinberge sanft steigend entlang, bevor es dann in Richtung des ersten Berges "Le Hahnenberg" teilweise ordentlich steil eine erste Kostprobe der heute vor uns liegenden gut 2.200 hm gab.









Die Strecke war schon hier am Anfang sehr abwechslungsreich und wir wurden zu dieser frühen Uhrzeit mit wunderschönen Tiefblicken auf die umliegenden Täler belohnt, wo sich überall noch Nebelfelder breit machten - ein wunderschöner Anblick.









Beim Downhill vom Berg kamen wir direkt beim "Montagne des Signes", dem Affenberg mit seinen Berberaffen vorbei, was sich in erster Linie durch den Schutzzaun bemerkbar machte. Einmal machten sich einige Affen im Gehege durch kräftiges Rascheln in den Bäumen bemerkbar.





Die Strecke führte weiter vorbei an der Rückseite der Hochkönigsburg entlang in Richtung des nächsten Berges. Bei km 17 dann die erste Verpflegung, auf sehr gutem Niveau, einfach toll, was die Veranstalter hier auf die Beine gestellt haben. Überhaupt muss man die Organisation loben, die Streckenbeschilderung war perfekt, völlig zweifelsfrei markiert und auch durch viele Streckenposten, die einem die ein oder andere Straßenüberquerung absicherten, perfekt organisiert.








Bei einer bilderbuchschönen schmalen Trail-Passage durch hohe Farn-Vegetation musste ich an einer Stelle einen ungeplanten Ausfallschritt in ein kleines Gebüsch machen, wo mich dann unvermittelt eine dort sitzende Wespe, die ich im Gebüsch in Bedrängnis brachte, durch den Socken in die linke Achillessehne stach. Ein kurzer stechender Schmerz, wildes Fuchteln am Fuß und Socken, aber zu spät. Ich konnte es erst nicht richtig lokalisieren, lief dann aber gleich weiter, wobei die Ferse mit brennendem Schmerz für Ablenkung sorgte.





Die Strecke führte nun weiter um das "Massif du Taennchel" und nach Erreichen des Berges ging es in Richtung der nächsten Verpflegung bei km 30 weiter. Dort angekommen habe ich mich etwas intensiver verpflegt, es mangelte wirklich an nichts. Leckere französische aufgeschnittene Salami-Rädchen, und vieles mehr.





Direkt nach der Verpflegung wartete ein heftiger, kurzzeitig asphaltierter Aufstieg, der einem alles abverlangte. Hier war wirklich nur noch langsames Gehen Schritt für Schritt möglich ohne die Waden völlig platt zu machen. Eine harte Prüfung für die Beine, die sich so langsam nach den bis jetzt zurückgelegten Kilometern erstmalig meldeten. Nach Erreichen des höchsten Punktes ging es dann bis km 40 auch einige Kilometer bergab, teilweise auf genialen Trails und Forstwegen.





Bei km 40 wartete die letzte Verpflegungsstelle kurz vor einer Straßenquerung auf die Läufer. Es war hier nun noch ein knapper Kilometer bergan bis zur Hochkönigsburg zu laufen. Die Passage in der Burg war ein Knaller: der Weg wurde den Läufern von mittelalterlich verkleideten Streckenposten geleitet, mitten durch die Außenanlage der Burg. Teilweise ging es im Wehrgang in 2-3 Metern Höhe hinter der äußersten Ringmauer entlang, immer wieder Holzstufen hinunter und weiter. Sogar eine mittelalterliche Musikgruppe begrüßte die Läufer bevor es dann nach Verlassen der Burganlage auf die letzten gut 10 km bis ins Ziel ging.









Für mich harte 10 km, bei denen ich es teilweise schaffte einfach den Bergabschwung mitzunehmen und trotz der müden Beine einfach immer weiter zu laufen. Es gab aber auch einige Momente, in denen ich einfach unvermittelt anhielt und für einige Meter ging, bevor mich mein Kopf wieder aufraffen konnte einfach immer weiterzulaufen.

Am Ende verließ man den Wald und lief noch einige Kilometer durch die Weinberge zurück nach Kintzheim, wo dann unmittelbar nach Erreichen des Ortes der Zielbogen wartete.




Erstaunlich für mich sind dann immer die Angaben auf den Schildern, die einen nochmal motivieren sollen: "noch 200 m bis zum Ziel", natürlich auf französisch. Ich frage mich dann immer, wie lange doch 200 m sein können, mir kommt das in solchen Momenten immer unglaublich lange vor. Kurz und gut: dann war das Ziel erreicht und den Schmerzen in den Beinen wich der Stolz und die Freude über das Geleistete.

Am Ende sind es bei mir 6:46:02 Std. geworden, damit bin ich wirklich zufrieden. Man muss ja nicht länger darüber nachdenken, dass Martin Schedler vom Team Salomon als Gewinner der 54 km-Distanz mit 4:11:46 Std. so schlappe 2,5 Std. schneller im Ziel war. Wie das funktionieren soll, ist mir ohnehin schleierhaft...

Fazit Der Traillauf ist wirklich top organisiert und im Gegensatz zu manchem Lauf in Deutschland fast schon unverschämt günstig: für die 54 km-Strecke gerade mal 29,- EUR Startgeld. Neben der perfekten Orga, der super Streckenmarkierung, den Verpflegungen und den 160 freiwilligen (!) Streckenposten gibt es dafür auch noch ein Goodie-Bag bei der Anmeldung. Darin enthalten: ein Regenerativ-Drink für nach dem Rennen, ein paar Armlinge mit Aufdruck vom Trail-HK, ein Original-Buff mit Trail-HK-Aufdruck und jetzt kommt`s: für jeden Finisher anstelle des tausendsten T-Shirts wie anderswo hier mal eine fleecegefütterte Softshell-Weste vom Sponsor "Intersport Selestat" mit "Finisher"-Aufdruck. Also ich finde, das ist deutlich mehr als man je erwarten kann und sicher nur durch großzügige Sponsoren möglich :-)

Noch ein Wort zu den Duschmöglichkeiten: der örtliche "Salle des Fetes" gibt natürlich keine so umfangreichen Sanitärmöglichkeiten her, daher stand direkt davor ein Dusch-Truck. Duschen, wie es sein soll - sauber und mit ordentlichen Duschen. Ein Zelt zum Umziehen davor und gut. Auch einfach perfekt.




Schön war`s, hier komme ich definitiv mal wieder her... 

1.664 Läufer (!) waren bei den insgesamt 4 Distanzen am Start. Verteilt hat es sich:
- 107 Trailrunner über die 84 km
- 184 Trailrunner über die 54 km
- 746 Trailrunner über die 24 km
- 488 Trailrunner über die 12 km

Happy Trails :-)




Hier noch einige Eindrücke zur Strecke: Link zur Strecke bei GPSies.com
Mehr, auch zu den weiteren Strecken auf der Homepage.

Die Ergebnisse gibts hier.




Nach dem ZUT ist vor dem nächsten Lauf...

7. September 2014, es war mal wieder die Zeit gekommen für einen langen Traillauf!

Ich hatte mir vor einigen Wochen den "Trail du Haut Koenigsbourg" im nahen Kintzheim in den Vogesen dafür ausgesucht. Nach meinem krankheitsbedingten Ausfall des Zugspitz-Supertrails wurde es Zeit. Es hat mich schon eine zeitlang gefrustet, dass ich dort nicht mitlaufen konnte, irgendwie ist der ZUT eben schon was besonderes. Nach meinem Nicht-Start habe ich zwei, drei Wochen so gut wie keinen Sport gemacht, bis ich wieder richtig fit war.

Doch die Vorzeichen waren alles andere als gut... So muckt das rechte Knie nach wie vor rum und meldet sich nach Läufen mit einem unangenehmen Schmerz am Patellasehnenansatz, bisher war das nicht wegzukriegen. Zu allem Unglück hatte ich mir aus unserem Sommerurlaub satte Rückenschmerzen mitgebracht, die einfach nicht weggehen wollen. In dieser Woche waren sie dann einigermaßen im Griff, bis ich am Donnerstag Abend im Garten den Rasen mähte :-( eine ungute Bewegung und da waren sie wieder da.

Ich entschloss mich am Freitag trotz der Widrigkeiten den Traillauf mitzulaufen. Doch nicht genug - am Samstag morgen wachte ich mit einem zarten Anflug eines Schnupfens auf und hätte schier ausflippen können. Startgeld schon bezahlt, Lauf fest eingeplant und jetzt will der Körper nicht so wie ich... Am Samstag Abend fuhr ich dennoch nach Kintzheim!

Um kurz nach 22 Uhr angekommen kurze Sondierung des Ortes und dann schnell einen geeigneten Übernachtungsparkplatz für`s Auto suchen. In der Nähe des "Salle des Fetes" wo es ab 5:30 Uhr die Startnummern geben sollte wurde ich fündig. Kurz den Sitz umgeklappt und mein "Kombi-Wohnmobil" mit Isomatte und Schlafsack eingerichtet, fertig! Der Passat eignet sich hervorragend als Not-Wohnmobil :-)

Das erste Mal wurde ich wach, als sich ab 1:00 Uhr nachts die Starter des 84 km-Trails fertig machten, da wurde geplappert, Autotüren fielen zu, Stirnlampen leuchteten in der Gegend rum. Kurz vor 2:00 Uhr war der Spuk zu Ende, schließlich war der Start einige hundert Meter weiter unten im Ort, puh...

Um 4:00 Uhr wurde ich dann wiederum durch ein besorgniserregendes lautes Geräusch wach, es prasselten mit ordentlicher Wucht kräftige Regentropfen gegen mein Auto - auch das noch... bitte kein Unwetter mit Regen. Komischerweise ging und kam das Unwetter im Takt von 1-2 Minuten und ich konnte mir das überhaupt nicht erklären. Beim Rauslinsen aus dem Auto sah ich einige weitere Autos neben mir völlig von der Heckseite eingenässt. So richtig dahinter gekommen bin ich nicht, denn aus einem Graben, der die Parkplätze von einem angrenzenden Weinberg trennte spritzte es irgendwie raus. Möglich, dass das eine Nebenwirkung von einer Bewässerung des Weinberges war... nur ich war jetzt wach und an Schlaf war nicht mehr zu denken :-(, also noch etwas dösen und dann: Startunterlagen abholen und bissel frühstücken, ein bisschen Joghurt und eine Banane, mehr geht so früh einfach nicht.